Schwimmbad im Hochschulstadion öffnet erst 2011 wieder

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SchwimmbadDas Schwimmbad im Hochschulstadion der TU Darmstadt wird voraussichtlich bis Ende 2010 denkmalgerecht saniert. Ein von der Universität für das Projekt zusammengestelltes Team aus Architekten, Statikern und Fachplanern für technische Anlagen hat die notwendigen baulichen Voruntersuchungen eingeleitet sowie einen Gesamt-Zeitplan entwickelt. In der vorigen Woche haben bereits Schürfarbeiten rund um das Schwimmbecken begonnen. In den nächsten Tagen werden darüber hinaus Kernbohrungen durchgeführt, um die Bausubstanz noch genauer zu untersuchen. Das berichteten der Kanzler der TU Darmstadt, Dr. Manfred Efinger, sowie die für die erste Planungsphase beauftragten Fachbüros am Dienstag (21.04.09) bei einem Pressegespräch im Hochschulbad.

„Ich und alle Verantwortlichen in der TU Darmstadt hätten sich eine Wiedereröffnung des Schwimmbeckens bereits in der Badesaison 2010 sehr gewünscht“, sagte Kanzler Efinger. „Aber wir haben uns in intensiven Diskussionen davon überzeugt, dass die Sanierung beim besten Willen nicht schneller anlaufen und abgeschlossen werden kann.“

Für die Sanierung wird das Land Hessen aus dem Konjunktur-Programm des Bundes 4,7 Millionen Euro zur Verfügung stellen. So viel wird nach aktueller Schätzung das Projekt insgesamt kosten. Einen schriftlichen Zuwendungsbescheid erwartet die TU Darmstadt im Sommer dieses Jahres.

Und so sieht der Zeitplan aus: In diesem Sommer soll die Entwurfs- und Bauantragsplanung beendet sein. Das schließt auch ein energetisches Sanierungskonzept sowie die erforderliche Abstimmung mit dem Denkmalschutz ein. Die Ausführungsplanung kann dann zügig bis Oktober 2009 abgeschlossen werden. Nötig und angesichts des Volumens weiterhin vorgeschrieben ist sodann die öffentliche Ausschreibung und Vergabe der Bauaufträge – diese Verfahren können angesichts der gesetzlich zwingend einzuhaltenden Fristen bis Februar 2010 beendet werden. Als Baubeginn ist der März 2010 terminiert. Bei einer Bauzeit von voraussichtlich neun Monaten kann die Wiedereröffnung des Schwimmbades im Frühsommer 2011 gefeiert werden.

„Dieser Fahrplan ist keineswegs großzügig bemessen, sondern erfordert straffe Entscheidungsfindungen“, betonte Kanzler Efinger auch in Hinblick auf den Status des Bades als Baudenkmal. Die Universität hatte bereits im Jahr 2006 Untersuchungen der Bausubstanz und der technischen Anlagen veranlasst, auf die jetzt zurückgegriffen werden kann.

Das Planungsteam hat auch den mehrfach in der Öffentlichkeit geäußerten Vorschlag geprüft, die aktuelle Planungsphase für eine Wiederaufnahme des provisorischen Badebetriebs in diesem Sommer zu nutzen. „Alle erörterten und im Detail geplanten Varianten lassen nur einen Schluss zu: Eine auch nur vorübergehende Öffnung für Badegäste ist nicht verantwortbar“, betonte Efinger.

Der Kanzler listete nochmals die gewichtigsten Gründe auf: Die Verlet- zungsgefahr etwa durch abgebrochene Teile der Überlaufrinne sowie durch Schäden am Beckenrand sei groß. Ferner weisen Behörden und externe Experten auf erhebliche Gesundheitsrisiken hin, weil die Wasserqualität nicht den vorgeschriebenen Standards entspricht: Die immensen Undichtigkeiten im Becken und entsprechenden Wasserverluste sowie die veraltete umwälztechnische Anlage führen dazu, dass bei der Wasseraufbereitung der vorgeschrieben Chlorwert nicht eingehalten werden kann und es zu schwankenden Chlordosierungen kommt. Damit sind eine Keimbildung und die Gefahr der bakteriellen Infektion der Besucher nicht ausgeschlossen.

Hinzu kommt, dass als Folge eines Anschlags auf das Wasserbecken mit einer unbekannten rötlichen Farbsubstanz im August 2008 das gesamte Wasseraufbereitungssystem so verunreinigt ist, dass sich auch eine nur vorübergehende Öffnung in den nächsten Monaten quasi von selbst ausschließt.

Die TU Darmstadt hatte gleichwohl im Vorfeld mehrere Szenarien für einen eingeschränkten provisorischen Betrieb fachlich prüfen lassen – allesamt mit ernüchterndem Ergebnis: Denn trotz Investitionen für eine Saison in Höhe von 60.000 bis zu 85.000 Euro in die alten Filter- , Pumpen- und Rohrleitungsanlagen bzw. in temporäre Wasseraufbereitungs-Lösungen wäre eine vertretbare Wasserqualität nicht mit völliger Sicherheit zu erreichen. Die Gutachter halten alle Alternativen weder für technisch sinnvoll noch angesichts einer Nutzungsdauer von wenigen Monaten für wirtschaftlich vernünftig. Schließlich müssten auch hier Planungszeiten und längere Lieferfristen einkalkuliert werden. Schwerwiegender ist jedoch, dass sämtliche Risiken und Verletzungsgefahren für die Gäste wegen der insgesamt schlechten Bausubstanz unverändert fortbestehen.

In Hinblick hierauf wie auch angesichts der erheblichen hygienischen Bedenken beantwortete Kanzler Dr. Efinger die Frage nach der Öffnung des Bades vor Abschluss der Sanierung abschließend: „Die klare Antwort lautet nein. Wir können die für den Betrieb erforderliche Sicherheit und Wasserqualität nicht erreichen. Wir wollen kein Risiko für unsere Gäste!“

Deshalb hat sich die TU Darmstadt entschieden, aus der Not eine Tugend zu machen und das leere Schwimmbecken im Hochschulstadion in diesem Sommer in eine Freilichtbühne zu verwandeln: Für Kulturveranstaltungen soll eine Bühne eingebaut werden: Der TU-Chor, das TU-Orchester sowie die Big Band der Uni haben bereits Gastspiele zugesagt.

„Mit diesem Angebot möchten wir deutlich machen, wie wichtig uns das Engagement auch für die Bürger der Wissenschaftsstadt ist“, sagte die Di-rektorin des Uni-Sportzentrums, Annette Kunzendorf, und verwies auf vielfältige Veranstaltungen im Hochschulstadion und im Sport- Gesundheitszentrum „Unifit“ sowie auf die Kooperation mit den Betreibern der neuen Kletterhalle und des Klettergartens an der Lichtwiese.

Quelle: TU Darmstadt


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